Fröhliche Weihnacht überall…

Jetzt ist bald Weihnachten! Diese Message ist hier so langsam auch durchgesickert. Zwar habe ich das Gefühl, dass es nicht alles ganz so fokussiert darauf zuläuft, wie in Deutschland (damit meine ich jetzt Lichterketten, die Häuser schmücken, wohin man auch hinschauen möchte; es duftet überall nach Zimt und das Gehör bekommt auch keine Pause mehr vor lauter Weihnachtsbeschallung) aber heyy: Wir haben am Sonntag tatsächlich „Joy to the world“ gesungen und das bringt mich immer richtig in Stimmung 😉. Und eine zweite Gemeinsamkeit habe ich auch entdeckt. Weihnachten bedeutet immer auch Stress. Es ist zwar nicht ganz die gleiche Sorte, denn während in Tübingen alle Leute verzweifelt Geschenke für die Liebsten suchen, einmal im Jahr das Haus für den Besuch auf Hochglanz putzen und der Hamstereinkauf für die anstehenden Feiertage geplant werden muss, stehen hier so viele Beerdigungen an und die Schüler und Lehrer haben mit den anstehenden Exames ebenfalls andere Dinge im Kopf (ok…das erinnert mich irgendwie an etwas…😉), sodass es alles andere als Ruhe und Besinnung bringt. Naja, das ist finde ich schon wieder ziemlich komisch oder auch traurig oder ärgerlich, wenn ich bedenke, dass ich es nicht einmal geschafft habe, Plätzchen zu backen oder regelmäßig mit Baby Weihnachtlieder einzustudieren, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten (immerhin habe ich den Stern, der jetzt an unserem Tannenbaum ziert, gebastelt!). Aber eins nach dem anderen…

Der Freitag vor zwei Wochen viel auf einen Feiertag- Farmersday, der zu Ehren der Bauern eingeführt wurde und uns damit mit einem verlängerten Wochenende beschenkte. Adi und ich beschlossen spontan, Pascal und Alina, ebenfalls deutsche Freiwillige in Nakpanduri zu Besuchen, ca. eine Stunde mit dem Auto von Nalerigu entfernt. Auf die Tro-Tro- Fahrt hatten wir allerdings beide keine Lust, in Anbetracht der jetzigen Temperaturen und Adis unvorteilhaften langen Beine, da William uns schon vorwarnte, dass man unter Umständen drei Stunden darauf warten müsste, bis der Bus überhaupt losfahren würde. Also schwangen wir uns auf die Fahrräder, holten uns noch ein Spiegelei am Straßenstand und mit OP- Masken gegen den Staub machten wir uns auf den Weg. Also ja, der Hinweg kann man eigentlich als Fahrradwandern bezeichnen, denn ich schätze 50% der Strecke legten wir zu Fuß zurück, denn bei jedem längeren oder steileren Hügel hatten wir mit unseren ein Gang Fahrrädern keine Chance. Vier Stunden später erreichten wir trotzdem zufrieden (ich meine, wann konnte man sich das letzte Mal denn so aus pauern?) Nakpanduri. Ich finde, es war wirklich eine gute Idee gewesen, die zwei zu Besuchen, denn auch für diese kurze Zeit bot es uns ein wenig Abwechslung, Erholung und vor allem viele Gelegenheiten, sich auszutauschen. So haben wir am Freitag die beiden zu ihrer Arbeitsstelle begleitet: Nach der regulären Schule wird für Weisen oder Halbweisen zusätzlicher Unterricht angeboten, wobei man auch regelmäßig singt und auf dem Gelände spielt. Am Samstag machten wir einen kleinen Ausflug zur Escarpement, die wir schon einmal zuvor besichtigt hatten. Diese Mal war es trotzdem ein komplett anderes Bild, das sich uns zeigte, denn das Körperlange Gras war komplett abgestorben oder verbrannt (Ich habe noch nicht herausgefunden wieso, aber die Bauern brennen nach der Erntezeit ihre Felder ab. Vielleicht unterstützt es die Fruchtbarkeit der Erde). Trotzdem war es wieder eine atemberaubende Aussicht! Und abends wurde Karten gespielt 😃.

Und dann, als wir wieder zu Hause ankamen, zierte doch tatsächlich ein waschecht gefälschter Tannenbaum das Wohnzimmer. Diesen hatte Baby einmal von einer Missionarsfamilie geschenkt bekommen, für die sie gearbeitet hatte. Dieser wurde im Laufe der Woche noch geschmückt, zwar nicht mit Christbaumkugeln, dafür aber mit selbstgenähten Rosen, einer Lichterkette, Lametta und wie ich schon sagte, meinem Stern 😃. Ebenso bekamen auch die Wände eine Verkleidung und am Kühlschrank wurde der Adventkalender von Ephraim, den mir meine Eltern geschickt hatten angebracht- NA also, geht doch! Und so macht sich auch hier so langsam die Weihnachtsstimmung breit. Im Hause wird fleißig „The first nowell“ sowie „Stille Nacht“, pardon „Silent night“ oder „Baalim yunno“ geträllert und auch beim Station Meeting Donnerstags abends und im Chor werden Lieder von der Geburt Jesu eingestimmt, bei denen ich es schaffe die Textbedeutungen komplett auszublenden- sie machen hald doch einfach zu gute Laune und verbinden ( es war wirklich das erste Mal im Chor, dass ich das Gefühl hatte, ich wäre mitten unter ihnen und das ist für mich immer einer der besonderen Momente beim gemeinsamen Singen. Eigentlich wollte ich „Joy tot he world“ auch aufnehmen und an gewisse Menschen in Deutschland schicken (Eli, Lea und Leah😉) aber am Sonntag war es alles andere als lustig, als manch einer, der am Samstag nicht bei der Probe erschien, meinte, er müsse random Zweitstimmen dazu erfinden).

In der Schule hat man mich letzte Woche eher weniger zu Gesicht bekommen, denn an sieben Schultagen mussten sich die Schüler den Exames stellen, die an jedem Ende eines Terms anstehen. Da mein Fach nur den Donnerstag betraf, hatte ich sehr viel Zeit für mich, die ich zum Basteln, Briefe schreiben, telefonieren und meditieren nutzte. Für letzteres war es eigentlich genial, dass ich mir hier, wenn die Motivation ausreicht diese Zeit nehmen kann aber manchmal ist es auch nicht ganz einfach, mit dieser Freiheit umzugehen. Am Tag der Wahrheit war ich dann tatsächlich ein wenig aufgeregt, denn ich wusste ja, dass meine Aufgaben entschieden, ob meine Schüler die Prüfung bestehen würden oder nicht. Es wurde alles abgefragt, was seit Beginn des Schuljahres an Stoff durchgenommen wurde und deshalb hoffte ich, dass hoffentlich alle nochmal ihr Merkheft durchgeschaut hatten. Als ich dann am diesem Morgen um acht ins Klassenzimmer kam, bemerkte ich schnell, dass die Stimmung ziemlich entspannt war…wahrscheinlich war es schon Routine. Die Prüfung begann erst um elf und in der Zeit davor versuchten mir meine Schüler sämtliche Spiele beizubringen, bemalten wir die Tafel, quatschte ich eine Stunde lang mit Janette aus dem Feeding- Center, wurden fleißig Videos mit meinem Handy gedreht oder ich aß mit meinen Kollegen Bashal, Christian und Felice Reis, frittierte Yam und Maccaroni mit Bohnen und scharfer Soße. Somit war es echt ein schöner Vormittag, der sich vom normalen Schulalltag deutlich unterschied. Obwohl ich diese Woche eigentlich auch nicht zur Schule hätte gehen müssen, schaute ich von da an trotzdem jeden Tag für zwei drei Stunden vorbei, einfach weil es auch mal schön war, die Kinder nicht nur aus Sicht des Lehrers kennenzulernen. Zu meiner großen Erleichterung haben auch fast alle die Prüfung bestanden und die Mädels waren eindeutig in der Mehrheit die besseren 😉.

Auch im Feeding- Center hatte sich etwas verändert. Zunächst waren es die Jüngeren, Freida und Forsti, die begannen, dir jeden Tag, wenn sie dich kommen sahen mit offenen Armen entgegenzurennen. Aber nach nun fast vier Monaten Arbeit sehe ich, dass auch bei anderen manchmal eine Seite zum Vorschein kommt, die ich vorher noch nie gesehen habe. Es ist so schön und berührend, wenn beispielsweise Fakia und Atu, welche zuvor eher zurückhalten waren(vielleicht weil ich auch ihre Lehrerin bin) jedes Mal glücklich sind, wenn ich mit ihnen zum Fußball spielen gehe, mich mittlerweile jedes Mal begrüßen, sich auch verabschieden und gerne mit mir nach Hause laufen. Auch ich merke, wie es mir immer leichter fällt, mit ihnen zu witzeln oder jemanden gelegentlich mal freundschaftlich in den Bauch zu zwicken 😉. Und dann gibt es solche Kandidaten, die nicht mehr nur Spaß daran haben, dir in den Arm zu kneifen und sich mit dir zu „raufen“, sondern gerne auch mal auf deinen Schoß klettern. Manchmal kann es dadurch auch anstrengend werden, wenn sie z.B. vergessen, dass du kein Sofa bist oder dein Kopf nicht der von einer Puppe ist, aber sonst…😉. So wird mir erst jetzt richtig bewusst, wie wertvoll und wichtig es ist, dass wir nicht nur in Ghana mal kurz vorbeigeschaut haben, sondern dass wir uns und den Menschen, mit denen wir zu tun haben auch die Zeit geben, die es benötigt eine vernünftige Bindung aufzubauen. Ich meine, wenn ich mich selbst betrachte, muss ich beachten, dass ich vor diesem Freiwilligendienst selbst kaum Erfahrung mit Kindern hatte, ich mir auch unsicher war, im Umgang mit Jüngeren. Jetzt, durch die Arbeit mit den Kindern, merkst du, wie du diesen Menschen näher kommst und wenn man es schafft, sich gegenseitig zum Strahlen zu bringen, dann ist dies unglaublich berührend und erfüllend! Letzte Woche am Montag war für mich beispielsweise ein solcher Tag. Auf dem Wochenplan steht an diesem Tag “Activity games“, für diejenigen, die Lust dazu haben. Doch normalerweise wird an diesem Tag viel gequatscht und einfach nur rumgeplödelt. Das ist ja auch vollkommen okey, denn schließlich dienen die ein zwei Stunden am Tag den Kindern dazu, auch mal das machen zu dürfen, worauf sie Lust haben. Aber am letzten Montag haben wir Räuber und Gendarm gespielt, was aber eigentlich ganz anders begann. Zuerst war ich wieder mit den kleinen auf dem Hof, die eigentlich immer gerne zum Spielen motiviert sind. Die fanden das auf jeden Fall ziemlich lustig, mich zu fünft um die Kirche herum zu jagen und mich zu fangen. Als ich wirklich völlig aus der Puste war, gingen wir dazu über, durch zu wechseln, aber immer mehr Kinder schlossen sich den Fängern an, bis wir beschlossen, eine Fänger und eine Räuber Gruppe zu bilden. Das schöne dabei war, wie unterschiedlichen Alters wir alle waren und vor allem, dass niemand aufhören wollte zu spielen. Es war so toll, Teil dieser überglücklichen Gruppe zu sein!

Aber trotz alldem merke ich gerade an Weihnachten, dass ich auch ziemlich gut vermissen kann. Klar, ich bin glücklich darüber, auch mal die Chance zu haben, Weihnachten anders zu erleben aber da es schon immer ein Fest der Gemeinschaft war, ziept es manchmal ziemlich 😉. Ich wünsche allen schon mal frohe Weihnachten und schöne Feiertage, falls wir uns davor nicht mehr sprechen sollten!

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